In der „Photographie“, schreibt Roland Barthes, lasse sich „nicht leugnen, daß die Sache dagewesen ist“. Den Protagonisten in „Austerlitz“ lässt W.G. Sebald berichten, gerade wo er sich „mühe, mich zu erinnern“, löse sich „das Dunkel nicht auf, sondern verdichtet sich bei dem Gedanken, wie wenig wir festhalten können, was alles und wieviel ständig in Vergessenheit gerät, mit jedem ausgelöschten Leben, wie sich die Welt sozusagen von selbst ausleert, indem die Geschichten, die an den ungezählten Orten und Gegenständen haften, welche selbst keine Fähigkeit zur Erinnerung haben, von niemandem je gehört, aufgezeichnet oder weitererzählt werden“.

Die Protokolle des Aufzeichnens und Löschens der „series invisible“ bezeugen in wenigen Daten – Location, Record, Delete, Duration –, dass etwas gewesen ist. Es sind Klänge, die aufgezeichnet und gelöscht wurden, nicht Bilder. Schlägt das Unsichtbare im Titel der Serie einen Bogen zur Photographie? Konkret erinnern die Notate an Orte, Personen, Ereignisse, nicht minder an die Selbstausleerung der Welt, an ausgelöschtes Leben, die Vergessenheit, die, partiell und paradigmatisch, ihrer selbst entrissen wird, an den Vorgang des Aufzeichnens und Löschens, an die Erinnerung selbst.

Georg Imdahl

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